Mittwoch, 13. August 2014

Abschluss.

 

Erst einmal muss ich mich entschuldigen die ganzen letzten Wochen meines Aufenthaltes in Mankundu nichts geschrieben zu haben. Inzwischen bin ich wieder zu Hause, starre aus dem Fenster auf leere Straßen und wundere mich, warum die Autos auf der falschen Seite fahren. Am 4.8. habe ich planmäßig meine Heimreise angetreten. Meine letzten Wochen in Mankundu waren erwartungsgemäß sehr ereignisreich und deshalb gibt es hier noch einmal einen ausführlichen Bericht. Dies wird wohl mein letzter Eintrag in diesem Blog sein.
Das geplante Health Check Up in Lalkuthi lief wunderbar, d.h. dass ein Arzt ins Tutorial kam und ca. 70 Kinder kurz untersucht hat. Einige haben Medizin bekommen. Der Arzt hat uns, wie wir vorher auch schon einmal überlegt hatten, auch dringend empfohlen eine Wurmkur zu machen, da dies oft ein Problem für die Mangelernährung einiger Kinder ist. Daraufhin haben wir noch Medizin gekauft und verteilt, die die Würmer töten soll. Etwas später gab es dann auch noch ein Oral Check Up. Dafür ist also ein Zahnarzt nach Lalkuthi gekommen und hat die Kinder untersucht. Manche Kinder brauchten noch eine weitere Behandlung, weshalb wir sie noch zum Zahnarzt in die Praxis  gebracht haben. Einige haben Medizin bekommen und in den harten Fällen müssen die Eltern nochmal eigenständig mit ihren Kindern zum Zahnarzt gehen, um z.B. Zähne zu ziehen.
Nebenbei wurde noch am 28.7. vom SCI Westbengalen, welcher quasi Human Wave darstellt (es sind fast die gleichen Leute), der internationale World Hepatitis Day gefeiert. Dieser Tag gilt der Aufklärung über die Bedrohung und Gefährlichkeit von Hepatitis, einer global verbreiteten Krankheit. Dazu gab es in einer Grundschule in Mankundu eine kleine Veranstaltung, wo verschiedene Vorträge zu Hepatitis gehalten wurden. Auch Niels und ich haben unseren Beitrag geleistet und eine kleine Präsentation vorbereitet. Insgesamt kann die Veranstaltung als Erfolg verbucht werden, nur die Zuhörerschaft könnte noch ausgebaut werden. Dieses Jahr bestand sie aus den Human Wave Mitarbeitern und einigen älteren Schülern der Grundschule.
Wenn ich hier so sitze und diese Zeilen schreibe kommt mir das Ganze schon wieder so unglaublich fern vor, dabei ist es noch keinen Monat her. Während der letzten Woche in Mankundu haben wir zwar normal weitergearbeitet, bzw. alles zu Ende gebracht, aber gleichzeitig hatten wir vier Freiwilligen in unseren jeweiligen Projekten und im Office noch nette Abschiedsveranstaltungen. In Lalkuthi gab es ein buntes Programm aus Gesang, Gedichten und Tanz. Das war wirklich sehr schön. Die Verabschiedung im Office, die eigentlich bei uns in der Wohnung stattfand, war auch sehr rührend, so sind mir die Mitarbeiter doch teilweise sehr ans Herz gewachsen. Stets habe ich von allen Seiten Unterstützung erhalten, das war umwerfend. Am Ende haben wir dann noch die bengalischen Lieder zusammen gesungen, die wir auch gelernt haben. Das war ein schöner Abend. Viele Hauseinladungen hatten wir in den letzten Tagen, bei unserem Bengaliehrer, unserer Gesangslehrerin und einigen Mitarbeitern. Mit der Familie haben wir am Ende nochmal einen Ausflug zusammen nach Kolkata in eine Art Freizeitpark gemacht. Über das Jahr war es aus Zeitgründen oft schwierig gemeinsame Ausflüge zu organisieren. Schön, dass wir es noch einmal hinbekommen haben.
Am Montag den 4.8. sind wir dann alle vier gemeinsam über Dubai nach Frankfurt geflogen. Ich habe mir erst einmal sofort eine Grippe geholt und dadurch die erste Zeit im Bett verbracht. Es fühlt sich deshalb so an, als ob ich bisher keine Zeit hatte über meinen Freiwilligendienst nachzudenken und damit abzuschließen. Das Ankommen war wirklich seltsam. Wobei ich mir aber jetzt schon ganz sicher bin, ist, dass ich es auf jeden Fall wieder machen würde! So hatte ich doch keine größeren Probleme zu konfrontieren, habe mich in Arbeit und Umfeld sehr wohl gefühlt und bin stets auf eine Herzlichkeit gestoßen, die man so wohl kaum erwarten kann. Es war ein Jahr, was ich wohl nie vergessen werde und möchte.
Darum an dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank an alle, die diesen Freiwilligendienst ermöglicht haben!

Vielen Dank und auf das sich unsere Wege wohl bald wieder kreuzen!

Euer Hannes

Dienstag, 24. Juni 2014

Dies und Das!


Der letzte Eintrag ist jetzt wiedereinmal schon eine Weile her, sodass es mir gleich noch schwerer fällt, etwas zu schreiben. Entschuldigt! Ich versuch jetzt am Ball zu bleiben…

Die zwei Wochen Sommerferien im Tutorial sind wir übrigens in den Süden Indiens, nach Karnataka, gefahren und haben dort andere SCI Freiwillige in ihrem Projekt besucht. Es war echt auch interessant deren Projekte zu sehen, so eine Chance bekommt man wohl selten noch einmal. Wir haben die Zeit zusammen sehr genossen.
Seitdem sind aber auch schon wieder drei Wochen vergangen, in denen Einiges passiert ist. In Lalkuthi gab es erneut eine Hepatitis B Impfung, am Mittwoch wird es ein Health Check up geben und das zweite Schulgebäude ist endlich komplett fertig. Mira und ich haben jetzt für die letzten sechs Wochen (ja, die Zeit vergeht wie im Flug!) noch einen Lehrplan erstellt, um nochmal zu checken, was die Kinder jetzt eigentlich gelernt haben im Laufe des Jahres und um gegebenenfalls nochmal zu wiederholen.
Zwischendurch sind wir zu viert mit Tapas noch für zwei Tage in die Sunderbans, das Gebiet der Mangrovenwälder des Gangesdeltas, ca. 4 Stunden entfernt von Mankundu, gefahren, um die Projekte zu besichtigen, die Human Wave dort betreibt. So hatten wir jetzt einen Einblick in fast alle Aktivitäten von Human Wave, aber auch wegen der schönen Natur dieser Gegend hat es sich gelohnt. In den tieferen Wäldern der Sunderbans, wo wir aber nicht waren, soll es auch den bengalischen Tiger geben, dem angeblich jedes Jahr zehn Menschen zum Opfer fallen.
Als Ausgleich neben der Arbeit gehe ich schon seit einer ganzen Weile ab und zu Fußball spielen mit ein paar Jungs aus Mankundu. Da mir Fußball aber nicht so liegt und meine eigentliche Leidenschaft Volleyball ist, bin ich neulich mit einem Kumpel zu einem Volleyballclub in der Nachbarstadt gefahren, um da mal anzufragen. Im Zug und anderen dicht gedrängten Orten bin ich es normalerweise gewohnt, über die meisten Menschen hinüberschauen zu können, doch hier standen plötzlich etliche stolze zwei Meter Recken vor mir. Als ich dann erfuhr, dass der Eine wohl sogar schon einmal von der indischen Nationalmannschaft eingeladen wurde, werde ich wohl doch eher als Freizeitspieler beim Fußball bleiben…

Herzliche Grüße!
Hannes

Freitag, 16. Mai 2014

Hitzefrei!

 

Der Mai ist wohl der heißeste Monat im Jahr in Westbengalen und das spiegelt sich gerade in Temperaturen von knapp über 40 Grad am Tag wieder. Zusätzlich ist einfach noch richtig schwül hier in der Region, was jede Bewegung zu einem Kraftakt macht. Dass ich viel schwitze, damit habe ich mich aber einfach schon abgefunden. Dadurch, dass sich das Haus am Tag über so aufheizt, bin ich zwischendurch mal auf unser Flachdach zum Schlafen umgezogen, bis mich jetzt schon zweimal Regen wieder herunter gejagt hat. Ansonsten schläft es sich dort total gut, auch wenn es immer noch 28 Grad in der Nacht sind.
Im Tutorial gibt es wegen der Hitze ab Montag zwei Wochen Sommerferien und auch die staatliche Schule hat zu. Da wir in dieser Zeit wohl wenig bis gar nichts zu tun haben werden, planen wir, noch einmal weg zu fahren.
Morgen gibt es jedoch erst einmal die zweite Hepatitis B Impfung für die Kinder, ehe sie in die verdienten Ferien starten können!

Sonnige Grüße!
Hannes

Bett mit Sternenhimmel

Mittwoch, 30. April 2014

Neues Schulgebäude!

 

Um euch mal wieder mit Neuigkeiten aus dem Tutorial zu versorgen, kann ich sagen, dass momentan das zweite Schulgebäude „renoviert“ oder eher eigentlich komplett abgerissen und neu gebaut wird. Vorher nur mit Bambuswänden entsteht jetzt ein Gebäude aus Stein, genau wie das erste Schulgebäude. Das freut mich auf jeden Fall, so kann man es doch auch als Zeichen dafür nehmen, dass sich das Tutorial in Lalkuthi etabliert hat und angenommen wird.
Vor etwa drei Wochen fand in Lalkuthi übrigens ein Hepatatis B Health Camp statt, d.h. es wurden etwa 40 Kinder zum ersten Mal gegen Hepatitis B geimpft. Wir haben dazu vorher die Daten von allen Menschen in Lalkuthi aufgenommen und gefragt, wer gerne eine Impfung gegen einen kleinen Eigenbeitrag erhalten möchte. Auch wenn einige Kinder das bestimmt nicht gerne hören wollen, muss für eine vollständige Immunisierung noch zwei weiter Male geimpft werden. Die meisten der Kinder waren allerdings wirklich sehr tapfer und wurden von uns mit einem Toffee danach beglückt, sodass das Lachen auch gleich wieder zurückkam.

Gestern fanden übrigens Wahlen in unserem District statt. Deshalb ist momentan ganz Mankundu voll mit Wahlwerbung in Form von Fahnen und bemalten Wänden.
In diesem Sinne: einen schönen ersten Mai! ;)

Hannes


Völker hört die Signale...

Donnerstag, 3. April 2014

Kolkata!

 

Ungefähr eine Stunde mit dem Lokalzug entfernt von Mankundu liegt Kolkata, die riesige Stadt in dessen Umland mehr als 14 Millionen Menschen leben. Da ich dort auch gerne mal Zeit verbringe, hab ich mich entschlossen, mal einen kleinen Eintrag über diese Stadt zu schreiben.
Wenn ich mit dem Zug in Howrah, einem großen Bahnhof, ankomme, muss ich zunächst den Hooghly, einem Mündungsarm des Ganges überqueren, um in die Innenstadt Kolkatas zu gelangen. Neben der Howrah Bridge, der angeblich meistbenutzte Brücke der Welt, wähle ich immer wieder gerne dafür die Fähre, welche entspannt und ohne Stau über den Fluss schippert und einem dabei der Wind um die Ohren geblasen wird. Kolkata selbst hat einfach unglaublich viele Plätze, wovon ich erst einen Bruchteil gesehen habe.
Zum einem gibt es da BBD Bag, quasi das Regierungsviertel, wo das Writers‘  Building liegt, der Sitz der westbengalischen Regierung. Auch das G.P.O (die Hauptpost) und die breit angelegten Straßen, lassen schnell vermuten, dass diese Gegend stark von der britischen Kolonialherrschaft geprägt wurde.
Relativ nah kommt dann der New Market, eine große Markthalle, wo man von Kleidung, Gemüse, Postkarten, Fleisch, Spielzeug ziemlich viel bekommt. In dieser Gegend um die Sudder - und Park Street trifft man auch häufig mal den ein oder anderen Touristen und es haben sich einige Hotels angesiedelt. In der Park Street gibt es neben zahlreichem Fast Food, einem großem Buchladen auch noch einige Bars, die wir schon einige male besucht haben. In einem Lokal gibt es scheinbar jeden Abend Jazz von einem Altsaxofonisten und einem Pianisten. Als ich das entdeckt habe, war ich erstmal ziemlich begeistert und habe mir auch den einen oder anderen Standard gewünscht. Absolut einer meiner Lieblingsplätze in Kolkata ;).
In dem Viertel um den Lalbasar, gibt es zahlreiche Instrumentenläden wo auch z.B. auch Sitars und Tablas hergestellt werden. Kolkata scheint auch bekannt für seinen Instrumentenbau zu sein.
Mitten in Kolkatas Innenstadt erstreckt sich der Maidan, eine große Parkanlage bzw. Rasenfläche, wo über den Tag des Öfteren Cricket gespielt wird. Cricket ist wohl der populärste Sport in Indien und auch Kolkata hat ein riesiges Stadion, das 100.000 Zuschauer fassende Ranji Stadium. Als Heimspielstätte der Kolkata Knight Riders war es eigentlich mal unser Plan mit unserem Gastbruder ein Spiel zu besuchen, doch leider gab es in der letzten Saison wohl einen riesigen Korruptionsskandal, sodass dieses Jahr kein Spiel dort ausgetragen wird. Sehr schade.
Eine der Hauptattraktionen von Kolkata ist das Victoria Memorial, welches am Maidan liegt. Dabei handelt es sich um ein ziemlich nutzloses Gebäude zu Ehren der Königin Victoria, um dem britischen Empire ein Denkmal zu setzen. Es ist eines der wenigen kolonialistischen Gebäude in Kolkata, die bisher noch nicht umbenannt worden sind. Jetzt beherbergt der Prunkbau ein Museum und der angeschlossene Park wird von zahlreichen Leuten zum Entspannen benutzt.
Einiges weiter südlich befindet sich dann Kalighat, ein bedeutungsvoller hinduistischer Tempel, welcher der Göttin Kali geweiht ist.
Auf der anderen Uferseite des Hooghly  gibt es einen Botanischen Garten, den Mira, Niels und ich ungefähr vor zwei Wochen mal besucht haben. Dort gibt es einen Banyantree, ein riesiger Baum, der auf den ersten Blick wie ein Wald aussieht. Vom seinen Ästen aus wachsen nämlich immer neue Wurzeln in den Boden und da sein Hauptstamm auch noch irgendwann einmal einem Sturm zu Opfer gefallen ist, sieht man einfach kein Anfang und kein Ende. Im Park an sich ist es auch wunderbar ruhig in einer hektischen Großstadt. Deshalb bin ich nach einem Ausflug auch immer wieder froh im harmonischen Mankundu zu sein :)!

Herzliche Grüße!

Hannes

Banyantree
Victoria Memorial
Wer Bücher kaufen will geht zur Collegestreet
Ranji Stadium
Die Staatsmacht
Street Food
Writers' Building